Viele Geschichten und Verse hatte Albert Kramer geschrieben, Betrachtung Schöpferische Kraft.
Viele Dankensbriefe hatte Er bekommen.
Unzählige Zeitungsartikel sind bei jeder Ausstellung veröffentlicht worden. Leider ist es nicht möglich, all diese hier zu veröffentlichen. Viele Ordner und Dokumente befindet sich im Privatbesitz.
Die Bank
Auf der Bank zwei junge süsse einst sassen,
genüsslich einen sauren Apfel assen.
Wo sind die holden dereinst geblieben,
tun sie sich wohl nicht mehr lieben?
Verflossen sind schon viele gute Jahre,
den beiden auf den Kopf ergraut die Haare.
Schaut durch die Bank da nicht ein junger Apfelbaum?
Er erzählt die Geschichte vom fernen Jugendtraum.
Was der Vogel sich dazu denken mag?
Wir erratens nicht nicht in der Nacht und nicht am Tag.
Diese Skulptur war an der PANORAMA THURGAU 91, 700 Jahre Eidgenossenschaft Ausgestellt
Betonmaschinen Hahn
Auf seinem kleinen Grundstuck im stillen Tal wollte das Männlein in der Laterne ein schmuckes Häuslein bauen. Zum Erstaunen vieler Leute, wollte es die Planung und die Bauarbeit vom Keller bis zum Dach selber ausführen. Doch die Obrigkeit von Apfelkofen konnte von Gesetzes wegen diesen Bauvorhaben nicht zustimmen.
Schon viele Jahre sind vergangen, seine Betonmaschine blieb unberührt auf der Parzelle stehen. Inzwischen hat sich von nahen Wald ein Eulenpaar im Behälter eingenistet und Junge bekommen. Allerlei Zwitschervögel und Kriechtiere machen an diesem gemütlichen Ort eine kleine Rast. Statt sich dieser Umstände wegen zu grämen, spielt das Latternenmännlein eine fröhliche Melodie auf seiner Flöte. Nachbars Hahn hat sich auf die Betonmaschine gesetzt und ermahnt Behörde und Volk zur Wachsamkeit.

Sonnenaufgang (Sekundarschulhaus Marthalen)
Die aufgehende Sonne, Hoffnung für jeden Tag.
Der Mond blickt in den Tag hinein.
Eine Kletterpflanze ist ein Teil der Schöpfung.
Vogelschule, Hoffnung, frohes Treiben.
Specht oben links, der Schulpräsident,
rechts ein weiterer Schulpfleger.
Hahn auf der linken Seite, begrüsst den Morgen.
Eule auf der rechten Seite, geruhsame Nacht.
Einige Vögel sitzen verkehrt auf den Drähten,
diese sind zu spät zur Schule gekommen,
weil sie noch am Kirschen picken waren.
Die Schlüsselkrippe (Text gekürzt)
Schlüssel haben mich schon immer fasziniert. Sie öffnen Türen zu Häusern und Menschen – oder verschliessen sie zum Schutz. In meiner Kindheit im grossen Emmentaler Haus mit vielen Bewohnern blieb die Tür oft unverschlossen. Wer spät heimkam, wollte die Eltern nicht durch das Abschliessen der schweren Tür wecken. Leise schlich man über die knarrenden Stufen ins Bett.
Meine Eltern waren als Täufer sehr gastfreundlich. Besucher staunten oft über die handgeschmiedeten Türbeschläge und Schlösser. Als neugieriges Kind prägten sich mir diese Eindrücke ein – und meine Faszination für alte Schlüssel begann.
Albert Kramer, Jugendfreund meines Mannes und zugleich über seine Frau Lotti mit mir verwandt, begeistert mich mit seiner rostigen Metallkunst. Auf einem Flohmarkt fand ich einen Bund alter Schlüssel und fragte ihn scherzhaft, ob er daraus eine Krippe machen könne. „Das gibt nichts Gescheites“, meinte er. Doch vier Wochen später brachte er ein Kunstwerk: Auf einem alten Türschloss formte er Maria, Josef, das Jesuskind, Esel und Kuh – alles aus Schlüsseln. Ehrfürchtig zeigte er auf das Kind und sagte: „Dieser kleine Schlüssel bedeutet das Leben.“
Inzwischen habe ich eine zweite Krippe von ihm – mit zwei Palmen, unverkennbar seine Handschrift. Ohne Rostschutz – denn der Rost gehört zum Leben der Figuren. Wird er entfernt, geht der Charakter verloren – wie beim Brückenvogel auf der Weinlandbrücke in Andelfingen.
Lydia Flachsmann-Baumgartner